100 Jahre Waldstadion. An einem Ort. Der Mittelpunkt des Spielfelds befindet sich heute noch genau dort, wo er schon am ersten Tag war. Auf insgesamt 42 Hektar sind im Stadtwald seit dem 21. Mai 1925 Sport und Kultur vereint. Als städtisches Stadion eröffnet, mit einer Tribüne, die an ein antikes griechisches Theater erinnert. Nur wenige Tage später Schauplatz des ersten großen Finals, dem Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Heute an fast jedem Tag im Jahr eine Sport- und Begegnungsstätte. Für bis zu 60.000 Menschen. Im Herzen von Europa.
Das Waldstadion ist ein Ort der großen Emotionen. Wo Fußballwunder geschehen. Wo die Gefühle Achterbahn fahren. Wo große Siege gefeiert und bittere Niederlagen erlitten werden. Wo Fans einst auf Bäume geklettert sind, um die Eintracht besser zu sehen. Oder im Dauerregen im halbleeren Block stehend das Spiel in der Kurve über die Laufbahn hinweg aus riesiger Entfernung verfolgt haben, um danach durch den Matsch zurück zum Auto zu stapfen. Frustriert nach einer Pleite gegen den Tabellenletzten oder berauscht nach einem 6:0 gegen die Bayern. Hier haben Zehntausende den Jürgen spielen sehen und auch Madonna, Grönemeyer und Coldplay. Hier haben Zehntausende selbst Sport gemacht, vom Breitensportler auf der Spielwiese bis zum Profifußballer in der Bundesliga.
Geschichte und Gesichter, Spektakel und Strahlkraft, Eintracht und Emotionen. An einem Ort. Seit 100 Jahren.
Zehn Meilensteine aus 100 Jahren Waldstadion
1925: Eröffnung
Schon im ersten Jahr kracht’s richtig! Natürlich die Eröffnung, nur wenige Tage später das Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem FSV Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg (0:1) und als Höhepunkt die erste Arbeiterolympiade mit 3000 Sportlern aus elf Ländern. Eingebettet ist das Stadion in den 42 Hektar großen Sportpark, zu dem unter anderem auch eine Radrennbahn – ab 1960 mit einer Kunsteisbahn innenliegend –, ein Schwimmstadion, ein Reit- sowie einen Turnplatz gehört.
1955: Der erste Umbau
Der erste Umbau des Waldstadions ist abgeschlossen. Um die Kapazität zu steigern, wurde das Stadion auf 87.200 Plätze erweitert – davon 16.000 Sitzplätze und 71.200 Stehplätze. Die Wiedereröffnung als zweitgrößtes Stadion Deutschlands fand 1955 statt.
1959: Der Zuschauerrekord
81.000 Zuschauer sehen die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FK Pirmasens in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ein Rekord, wohl für die Ewigkeit.
1966: Der große Kampf
Der wohl größte Boxer aller Zeiten ist zu Gast im Herzen von Europa! Muhammad Ali siegt gegen Karl Mildenberger, den seinerzeit amtierenden Europameister im Schwergewicht aus Kaiserslautern.
1974: Die erste WM
Heim-WM – und wo wird sie eröffnet? Im Frankfurter Waldstadion, das pünktlich zu diesem Highlight erneut gründlich renoviert worden ist; das Stadion wurde in einen größeren Sportkomplex integriert und fasst nun 60.000 Zuschauer. 13 Grad und Regen bilden keine perfekten Witterungsbedingungen, es war trotzdem der Auftakt zu einer aus deutscher Sicht erfolgreichen Weltmeisterschaft. Der Gastgeber und spätere Weltmeister war während der WM einmal zu Gast in Frankfurt, bei der legendären Wasserschlacht gegen Polen.
1980: Eintrachts großer Sieg
Die Fußballer der Eintracht haben einige Titel gewonnen – genau einen davon im Waldstadion. 1980 triumphiert die Mannschaft von Friedel Rausch im UEFA-Cup, der verletzte Kapitän Jürgen Grabowski und sein Stellvertreter Bernd Hölzenbein halten den Pokal in den Händen.
2005: Das größte Cabrio der Welt
Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 wird die Arena weitgehend abgerissen und neu aufgebaut. Ein markantes Merkmal der 51.500 Zuschauer fassenden Spielstätte ist das riesige Zeltdach, das in 20 Minuten über dem Spielfeld geschlossen werden kann und beim Confed Cup 2005 erstmals zur Anwendung kam.
2007: Das Museum eröffnet
Das Eintracht-Museum eröffnet. Seit 18 Jahren gibt’s hier die Dauerausstellung zur Geschichte der Eintracht, aber auch viele kulturelle Veranstaltungen. Eine Institution bei Heimspielen seit über zehn Jahren ist die Waldtribüne.
2016: Der Ganzjahres-Veranstaltungsort
Das Stadion hat sich – ähnlich wie der Sportpark in seiner Anfangszeit – als Ganzjahres-Veranstaltungsort mit vielen außersportlichen Ereignissen seit einem Jahrzehnt wieder etabliert und bringt pro Jahr so viele Zuschauer in ein Stadion wie sonst nur das Wembley Stadium in London. Immer wieder werden auch (Zuschauer-)Rekorde aufgestellt, siehe eigenes Kapitel dazu. Stellvertretend dafür ein Bild vom Gastspiel der Ehrlich Brothers 2016, noch nie zuvor hatte eine Zaubershow so viele Menschen zu einer Vorstellung angelockt.
2020: Der Deutsche Bank Park
Als Eintracht Frankfurt am 1. Juli 2020 Hauptmieter des Deutsche Bank Park wird, beginnt die schrittweise Erweiterung auf mittlerweile 58.000 Besucher. Die Nordwestkurve beherbergt aktuell die zweitgrößte Stehplatztribüne der Bundesliga, das Stadion erstrahlt in den Vereinsfarben mit bis zu 38.000 schwarzen Sitzplätzen und weißen Stufen und dem „Eintracht vom Main“-Schriftzug auf der Jürgen-Grabowski-Tribüne, zudem bringt unter anderem ein neuer hochmoderner Videowürfel technischen Fortschritt.